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Wer war Willy Bauer?

Die Erhaltung der Natur war ihm wichtiger als 10 oder 20 Jahre länger zu leben.

Ein Nachruf zum Tode von Willy Bauer 1991

Es ist unmöglich, nur annähernd vollständig die Leistungen von Willy Bauer zu beschreiben. Mit einer Auflistung seiner Erfolge kann man Willy Bauer nicht gerecht werden, stand doch dahinter eine herausragende Persönlichkeit, deren Sinnen und Trachten auf eine Werteverschiebung in der Gesellschaft zugunsten des Naturschutzes gerichtet war. Zahlreich und vielfältig sind seine Initiativen, Reden, Aktionen (darunter auch der Widerstand an der Startbahn West) und Entscheidungen, welche dringend, mit leisen und lauten Rufen, mit Überrumpelungstaktik, mit Drohungen, Überredungen und Überzeugungsarbeit, unter Nutzung aller Mittel, stets mit äußerster Konzentration nur auf ein Ziel ausgerichtet waren: auf die Entwicklung und Ausgestaltung des Naturschutzes im weitestgehenden Sinn und die Wirksamkeit seines Verbandes, in welchem er ein Vierteljahrhundert gewirkt und den er maßgeblich gestaltet hat.

  • Willy Bauer hat frühzeitig versucht, in Flurbereinigungsverfahren sogenannte Ökologie-Positionen durchzusetzen; das ist dann auch mit den Ökologie-Erlassen gelungen.
  • Die Festschreibung, für einen hohen Prozentsatz aller zur Rekultivierung anstehenden Kiesgruben die Ausweisung als Naturschutzgbiet mit ornithologischem Schwerpunkt zu erreichen, geht auf seine Initiative zurück.
  • Beharrlich hat er gebohrt für die Erhöhung des Haushaltsansätze im Naturschutz. Seine Petitionen an den hessischen Landtag in dieser Angelegenheit sind unvergessen, ebenso wie seine Resolution zum Vollzugsdefizit in Naturschutz und Landschaftspflege.
  • Intensiv hat er an dem Hessischen Naturschutzgesetz mitgearbeitet und dazu beigetragen, die Verbandsbeteiligung und die Verbandsklage zu verankern.
  • Seine Initiative zur Besetzung der Naturschutz- und Jagdbeiräte ist bemerkenswert und seine personelle Steuerung ein Meisterwerk!
  • Bauer gründete die Arbeitsgruppe der Vorsitzenden der Hessischen Naturschutzverbände und hat deren Arbeit maßgeblich beeinflusst.
  • Die Umsetzung der Biotopkartierung ist ohne sein Drängen und seine Mitwirkungen nicht denkbar.
  • Fast alle Programmen und Regelungen, die für den Naturschutz letztlich positiv durchgesetzt wurden, wie Beteiligung der Naturschuttzverbände an Forsteinrichtung, Waldbiotopkartierung, Bergrecht, Pflegeplanung für Naturschutzgebiete, Bachschauen usw., gehen auf seine Initiative zurück.
  • Die bedeutendsten Naturschutzgebiete in Hessen gehen auf sein Konto: das Rote Moor, der Burgwald, das Europa-Reservat Rheinauen Bingen-Erbach, der Lampertheimer Altrhein, der Kühkopf, der Auenverbund Wetterau. Die Vollendung seines letzten Großprojekts, des grenzüberschreitenden Biosphärtenreservats Rhön war ihm nicht mehr vergönnt.

Willy Bauer war Gründungsmitglied der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Hessen, die 1964 von hessischen Ornithologen ins Leben gerufen wurde und aus der 1972 die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. hervorging. Zwischen 1980 und bis zu seinem Tod 1991 war er deren Vorsitzender. Er hat diese Gesellschaft maßgeblich geprägt und energisch geführt. Die HGON wurde in diesen Jahren zum Organ des praktischen Naturschutzes und der wissenschaftlichen Vogelkunde in Hessen.

Kein Wunder, dass Willy Bauer im Laufe der Jahre zahlreiche Funktionen übernahm, übernehmen musste:

  • Vorstandsmitglied der vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain e.V., dort u.a. Redaktion der Zeitschrift Luscinia
  • Landesbauftragter der nationalen und internationalen Wasservogelzählung
  • Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Hessischer Naturschutz seit deren Gründung im Jahre 1978
  • Vositzender des Landesnaturschutzbeirats Hessen seit 1986
  • Hessisches Mitglied der deutschen Sektion des Internationalen Rates für Vogelschutz seit 1970
  • langjähriges Mitglied des Präsidiums des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute: Naturschutzbund Deutschland), Träger der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Bundes für Vogelschutz
  • Vater der Zeitschrift Vogel und Umwelt und bis zuletzt maßgeblicher Redakteur
  • Initiator und Motor für eine Avifauna Hessens, deren Fertigstellung er leider nicht mehr erleben konnte
  • Mitglied des Vorstands der Naturlandstiftung über mehrere Jahre

Sein Engagement für den Naturschutz machte nicht an den Grenzen Hessens oder Deutschlands halt, er war Mitglied der Arbeitsgruppe 'Griechenland' der Internationalen Union für Naturschutz seit 1969 und Initiator der Ausweisung des Nationalparks Prespa sowie der Nationalparke Evros und Rhodopren.

Für seine ungezählten Naturschutzaktivitäten erhielt Willy Bauer mehrere Auszeichnungen. Verdienstkreuze, so ehrenvoll sie sind, können nicht annähernd vermitteln, welche Erfolge diesem 'Vorarbeiter' für den hessischen Naturschutz zu verdanken sind. 1976 erhielt Willy Bauer aus der Hand von Ministerpräsident Börner das Verdienstkreuz am Bande. 1990 wurde ihm im Rahmen der Festveranstaltung für das 25-jährige Bestehen der HGON das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch Frau Staatsministerin Irmgard Reichhard verliehen.

Es gibt nur wenige Menschen, die eine für die Gemeinschaft so eminent wichtige Aufgabe so konsequent und so nachhaltig betrieben haben. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Abteilungsleiter der Metallgesellschaft AG wohlgemerkt! Der private Freiraum wurde so gut wie aufgegeben; Freizeit wurde ganz dieser Aufgabe geopfert, unermüdlich und unverdrossen hat er - manchmal mit Sanftmut, manchmal mit Härte und Unnachgiebigkeit - andere motiviert und zu Leistungen angespornt und getrieben. Dabei hat er sich nie selbst geschont und seine ihm unermüdlich unterstützende Frau Agnes ebensowenig.

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